Datenschutz Verstehen – Die Rolle und die Aufgaben eines Informationssicherheitsbeauftragten.
Einleitung
Daten und Informationen sind für jedes Unternehmen von großer Bedeutung. Um diese vor Sicherheitslücken zu schützen und Risiken zu eliminieren, ist ein hohes Niveau an Informationssicherheit erforderlich. Ziel ist es, die Verfügbarkeit, Integrität und Vertraulichkeit der Daten sicherzustellen, was den Zielen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entspricht. Dies sichert einerseits das Kundenvertrauen von außen und Mitarbeiterakzeptanz von innen und bietet andererseits einen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen gegenüber Konkurrenten. Darüber hinaus dient die Informationssicherheit in hohem Maße der Rechtssicherheit und findet bereichsübergreifend statt, wobei das ganze Unternehmen miteinbezogen wird. Um die Informationssicherheit nachzuweisen, gibt es verschiedene Zertifizierungen (z.B. ISO 27001 etc.), die für gewisse Anforderungen und Standards stehen und deren Einhaltung Dritten gegenüber bestätigen.
Das Informationssicherheits-Management ist ein breites Feld, für das der Informationssicherheitsbeauftragte (ISB) zuständig ist. Im Folgenden soll erläutert werden, welche Aufgaben ein ISB hat, wann dessen Bestellung Pflicht ist und worauf darüber hinaus zu achten ist.
Inhalte:
- Was ist ein Informationssicherheitsbeauftragter?
- Welche Aufgaben hat ein Informationssicherheitsbeauftragter?
- Wann ist die Bestellung eines Informationssicherheitsbeauftragten Pflicht?
- Informationssicherheitsbeauftragter für Zertifizierungen
- Interessenkonflikt beim Informationssicherheitsbeauftragten vermeiden
Was ist ein Informationssicherheitsbeauftragter?
Der Informationssicherheitsbeauftragte (ISB) kümmert sich um das Informationssicherheits-Management eines Unternehmens. Er gewährleistet, dass die Daten und IT-Systeme geschützt werden, sodass die Informationssicherheit dauerhaft aufrechterhalten und an aktuelle Entwicklungen angepasst wird. Die Informationssicherheit wird durch die Umsetzung geeigneter technischer und organisatorischer Maßnahmen sichergestellt, was durch den ISB geplant und durchgeführt wird. Durch diese Umsetzung und die Kontrollen der Maßnahmen sorgt er nicht nur dafür, dass die Informationssicherheit gewahrt wird, sondern auch, dass das Unternehmen die Datenschutzgesetze einhält und somit Bußgeldern entgeht, was die Wichtigkeit seiner Rolle für das Unternehmen begründet.
Es gibt keine spezifische Ausbildung, um ISB zu werden. Allerdings sind ein Studium im MINT-Bereich, insbesondere der Informationstechnologie, und einschlägige Berufserfahrungen in IT- und Datensicherheit wichtige Voraussetzungen für die Position. Für vertiefende Fachkenntnisse sind Zertifizierungen und Schulungen unerlässlich. Wenn sich ein Seminar nach dem international anerkannten ISO-27001-Standard sowie dem Grundschutzstandard des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) richtet, kann nach Teilnahme eine entsprechende Zertifizierung ausgestellt werden.
Welche Aufgaben hat ein Informationssicherheitsbeauftragter?
Das Aufgabenfeld eines Informationssicherheitsbeauftragten ist vielfältig. Zum einen kümmert er sich um die Entwicklung, Implementierung und Umsetzung von Sicherheitsrichtlinien und -verfahren, die die Informationssicherheit innerhalb des Unternehmens gewährleisten. Hinzu kommt die Risikobewertung und das Risikomanagement: Der ISB sollte regelmäßige Sicherheitsbewertungen und Risikoanalysen durchführen, um potenzielle Sicherheitsbedrohungen zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen. Ein wesentlicher Teil der Rolle besteht zudem darin, auf Sicherheitsvorfälle zu reagieren und geeignete Maßnahmen zur Behebung von Sicherheitsverletzungen zu ergreifen. Dies beinhaltet auch die ständige Überwachung von Sicherheitswarnungen und die Implementierung neuer Technologien zur Verbesserung der Sicherheitsinfrastruktur. Die Sicherheit muss also überwacht und bei Vorfällen schnell reagiert werden.
Darüber hinaus trägt der ISB eine Verantwortung für die Bewusstseinsbildung der Mitarbeiter des Unternehmens: Er sollte Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen durchführen, um das Bewusstsein für Sicherheitsbedrohungen zu erhöhen und die Einhaltung der Sicherheitsrichtlinien des Unternehmens durch jeden einzelnen Mitarbeiter zu gewährleisten.
Der ISB stellt zudem sicher, dass das Unternehmen die geltenden Gesetze, Vorschriften und Normen in Bezug auf Informationssicherheit einhält. Dies kann interne und externe Audits sowie die Vorbereitung von Berichten für die Geschäftsführung und andere Stakeholder beinhalten. Ein effektiver ISB muss mit anderen Abteilungen wie IT, Personal, Recht und Geschäftsführung zusammenarbeiten, um die Informationssicherheit in alle Aspekte des Unternehmens zu integrieren.
Wann ist die Bestellung eines Informationssicherheitsbeauftragten Pflicht?
Die Bestellung eines Informationssicherheitsbeauftragten hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Größe des Unternehmens, die Art der verarbeiteten Daten und die spezifischen gesetzlichen Anforderungen des Landes oder der Region, in der das Unternehmen tätig ist.
In Deutschland gibt es keine generelle gesetzliche Verpflichtung zur Bestellung eines Informationssicherheitsbeauftragten. Allerdings können bestimmte Branchen oder Arten von Organisationen aufgrund anderer Gesetze oder Vorschriften dazu verpflichtet sein. Beispielsweise müssen laut dem IT-Sicherheitsgesetz Betreiber kritischer Infrastrukturen in bestimmten Sektoren wie beispielsweise Energie, Wasser, Ernährung, Informationstechnik und Telekommunikation Maßnahmen zur Gewährleistung der IT-Sicherheit ergreifen, was auch die Bestellung eines ISB beinhalten kann.
Zusätzlich erfordert die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union, dass bestimmte Organisationen einen Datenschutzbeauftragten bestellen, der möglicherweise ähnliche oder überschneidende Aufgaben wie ein Informationssicherheitsbeauftragter hat. Ein Datenschutzbeauftragter ist erforderlich, wenn die Kerntätigkeiten des Unternehmens eine umfangreiche, regelmäßige und systematische Überwachung von Personen erfordern, oder wenn das Unternehmen besondere Kategorien von Daten oder Daten über strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten verarbeitet.
Auch wenn es keine gesetzliche Pflicht zur Bestellung eines ISB gibt, ist es für viele Organisationen dennoch in der Praxis vorteilhaft, einen solchen zu bestellen, insbesondere wenn sie sensible oder personenbezogene Daten verarbeiten. Ein Informationssicherheitsbeauftragter kann dabei helfen, das Risiko von Datenschutzverletzungen zu reduzieren, die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften zu gewährleisten und somit die Verhängung von Bußgeldern zu vermeiden. Zudem wird das Vertrauen der Kunden in die Sicherheitspraktiken des Unternehmens gestärkt.
Informationssicherheitsbeauftragter für Zertifizierungen
Ein Informationssicherheitsbeauftragter spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung, Erlangung und Aufrechterhaltung von Zertifizierungen im Bereich der Informationssicherheit. Diese Zertifizierungen können auf internationalen Normen basieren, wie ISO 27001 (Informationssicherheitsmanagement), oder auf branchenspezifischen Anforderungen wie die TISAX-Zertifizierung oder der Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS) für Organisationen, die Kreditkarteninformationen verarbeiten. Der ISB hilft dabei wie folgt:
- Identifizieren von Zertifizierungsanforderungen: Der ISB sollte sich mit den spezifischen Anforderungen der gewünschten Zertifizierung vertraut machen und ein Verständnis dafür entwickeln, welche Prozesse, Richtlinien und Kontrollen umgesetzt werden müssen, um die Zertifizierung zu erreichen.
- Implementieren von Sicherheitskontrollen: Basierend auf den Zertifizierungsanforderungen implementiert der ISB notwendige Sicherheitskontrollen und -verfahren. Das kann zum Beispiel die Einrichtung von Firewalls und Verschlüsselung, die Durchführung von Penetrationstests und Risikoanalysen oder die Implementierung von Zugangskontrollen und ähnlichen Maßnahmen beinhalten.
- Durchführen von internen Audits: Vor der externen Prüfung für eine Zertifizierung führt der ISB in der Regel interne Audits durch, um sicherzustellen, dass alle Sicherheitskontrollen ordnungsgemäß funktionieren und die Anforderungen der Zertifizierung erfüllt werden.
- Vorbereitung auf externe Audits: Der ISB bereitet das Unternehmen auf das externe Audit vor, das in der Regel von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle durchgeführt wird. Dies beinhaltet die Zusammenstellung von Dokumentation und Nachweisen genauso wie die Unterstützung während des Audits.
- Aufrechterhaltung der Zertifizierung: Nach der Erlangung der Zertifizierung ist der ISB dafür verantwortlich, dass die Sicherheitskontrollen weiterhin ordnungsgemäß funktionieren und die Zertifizierungsanforderungen erfüllt werden. Dies kann die regelmäßige Durchführung von internen Audits, die Aktualisierung von Sicherheitsrichtlinien und -verfahren und die Reaktion auf Sicherheitsvorfälle beinhalten.
Mit der Unterstützung eines qualifizierten und erfahrenen ISB kann ein Unternehmen sicherstellen, dass es die Zertifizierungsanforderungen erfüllt und eine robuste Informationssicherheit aufrechterhält.
Interessenkonflikt beim Informationssicherheitsbeauftragten vermeiden
Ein Interessenkonflikt entsteht, wenn die persönlichen oder beruflichen Interessen einer Person mit den Verantwortlichkeiten, die sie in ihrer Rolle hat, in Konflikt geraten. Im Kontext eines Informationssicherheitsbeauftragten könnten solche Konflikte entstehen, wenn die Rolle des ISB mit anderen Rollen oder Verantwortlichkeiten überlagert wird, die die Fähigkeit des ISB beeinträchtigen könnten, objektive Entscheidungen zur Informationssicherheit zu treffen.
Einige wichtige Punkte, die zu beachten sind, um Interessenkonflikte zu vermeiden oder zu bewältigen, sind:
- Klare Rollen- und Verantwortungsdefinition: Die Rolle und die Verantwortlichkeiten des ISB sollten klar definiert sein, um zu verhindern, dass sich andere Rollen oder Verantwortlichkeiten mit der Fähigkeit des ISB, unabhängige und objektive Entscheidungen zu treffen, überschneiden.
- Unabhängigkeit: Der ISB sollte in einer Position sein, in der er unabhängige Entscheidungen treffen und Maßnahmen zur Informationssicherheit durchsetzen kann, ohne unangemessenen Druck oder Einfluss von anderen Teilen der Organisation.
- Interne Kontrollen: Es sollten interne Kontrollen vorhanden sein, um sicherzustellen, dass die Entscheidungen und Handlungen des ISB regelmäßig überprüft und bewertet werden.
- Offenlegung: Wenn ein potenzieller Interessenkonflikt besteht, sollte dies offengelegt und angemessen gehandhabt werden, zum Beispiel durch die Erstellung eines Plans zur Bewältigung des Konflikts.
- Schulung und Bewusstsein: Alle Mitarbeiter, einschließlich des ISB, sollten geschult und sensibilisiert werden, um potenzielle Interessenkonflikte zu erkennen und angemessen mit ihnen umzugehen.
Interessenkonflikte können die Fähigkeit des ISB, effektiv zu arbeiten und das Vertrauen in die Informationssicherheitspraktiken des Unternehmens zu stärken, erheblich beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, solche Konflikte zu erkennen, zu verwalten und diese möglichst zu vermeiden.
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Herr Nils Möllers ist Gründer und Geschäftsführer der Keyed GmbH. Als Experte für Datenschutz in Konzernen, Unternehmensgruppen und Franchise-Systemen, ist Herr Möllers ebenfalls als zertifizierter Datenschutzbeauftragter tätig. Ergänzend zur datenschutzrechtlichen Expertise ist Herr Möllers im Bereich der IT-Sicherheit, begleitend zur ISO27001 und TISAX-Assessments, beratend tätig.